Wer sind die freigelassenen Gefangenen?
02. August 2024
Laut OVD-Info werden derzeit weitere 2702 Menschen in Russland aus politisch-motivierten Gründen verfolgt.
Wladimir Kara-Murza
Wladimir Kara-Murza ist ein russisch-britischer Politiker und Journalist, Berater und Freund des 2015 in Moskau ermordeten Boris Nemzow.
Wladimir Kara-Murza stand bereits seit Jahren unter Beobachtung des russischen Geheimdienstes und wurde in den Jahren 2015 und 2017 Opfer von Giftanschlägen.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 gründete Kara-Murza zusammen mit anderen Politiker*innen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ein Antikriegskomitee.
Nachdem Kara-Murza zunächst im April 2022 als ausländischer Agent eingestuft wurde, folgte die Untersuchungshaft wegen Verbreitung von “Falschinformationen” über die russische Armee und ein Jahr später, im Jahr 2023, die Verurteilung wegen Hochverrats zu 25 Jahren Haft.
Der Gesundheitszustand von Kara-Murza verschlechterte sich in Haft immer stärker.
Ilja Jaschin
Ilja Jaschin st einer der bekanntesten Oppositionspolitiker in Russland.
Am 9. Dezember 2022 wurde Ilja Jaschin zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.
Der offizielle Grund: sein YouTube-Beitrag mit der Wahrheit über die Kriegsverbrechen der russischen Soldaten in Butscha.
Oleg Orlov
Der bekannte russische Menschenrechtler Oleg Orlov, Mitbegründer und langjähriger Leiter des Menschenrechtszentrums Memorial, wurde in Moskau zu zwei Jahren und sechs Monaten Lagerhaft wegen „wiederholter Diskreditierung der russischen Armee“ verurteilt.
Das Gericht in Moskau wies die Berufungsklage des 71-Jährigen am 11. Juli 2024 ab.
Sascha Skotschilenko
Alexandra Skotschilenko wurde zu 7 Jahren Haft für eine Kunstaktion verurteilt. Sie hat fünf Preisschilder durch Antikriegsslogans ausgetauscht.
Amnesty International und die bekannteste russische Menschenrechtsorganisation Memorial bezeichnen Skotschilenko als eine politische Gefangene. Alexandra leidet unter einem angeborenen Herzfehler und anderen gesundheitlichen Problemen, was ihre Situation in der Haftanstalt besonders gefährlich macht.
Erfahren Sie mehr über die junge Frau unter:
https://skochilenko.ru/en
Lilia Tschanyschewa
Lilia Tschanyschewa war von 2017 bis zu ihrer Inhaftierung im Jahr 2021 die Leiterin von Nawalnys Büro in Baschkortostan.
Das Gericht verurteilte Lilija Tschanyschewa am 14. Juni 2023 zu 7,5 Jahren Gefängnis. Im April 2024 wurde die Haftstrafe auf Antrag der Staatsanwaltschaft auf 9,5 Jahre verlängert.
Die Anklage gegen Lilija lautete auf „Gründung einer extremistischen Vereinigung und Unterstützung einer Organisation, die die persönlichen Rechte der Bürger gefährdet“.
Lilia Tschanyschewa und Kseniya Fadeeva sind wenige der Nawalny-Verbündeten, die Russland nicht verlassen haben, nachdem Nawalnys Bewegung 2021 als extremistisch eingestuft wurde.
Kseniya Fadeeva
Kseniya Fadeeva, die ehemalige Koordinatorin der lokalen Zentrale von Alexej Nawalny, wurde am 29. Dezember 2023 zu neun Jahren Straflager verurteilt.
Sie war eine der wenigen Mitarbeiterinnen der Anti-Korruptions-Stiftung von Nawalny, die Russland nicht verlassen haben, nachdem die Bewegung von Nawalny als „extremistisch“ eingestuft worden war. Der Vorwurf lautet: „Organisation einer extremistischen Gruppierung unter Ausnutzung eines öffentlichen Amtes“
Kseniya Fadeeva stammt aus Tomsk. Sie engagierte sich zunächst für die Unterbringung obdachloser Tiere und dann für den Erhalt eines unabhängigen lokalen Fernsehsenders, den die staatlichen Behörden geschlossen hatten. Im Alter von 28 Jahren wurde sie in das Stadtparlament der Stadt Tomsk gewählt.
Vadim Ostanin
Vadim Ostanin ist der ehemalige Leiter von Nawalnys Büro in der Republik Altaj.
Die Anklage gegen Vadim lautete auf „Gründung einer extremistischen Vereinigung und Unterstützung einer Organisation, die die persönlichen Rechte der Bürger gefährdet“.
Am 24. Juli 2023 wurde Vadim zu neun Jahren Haft verurteilt.
Andrej Pivovarov
Andrej Piwowarow, Regimekritiker und ehemaliger Direktor von Open Russia (einer von Michail Chodorkowskij gegründete Organisation), wurde am 31. Mai 2021 verhaftet.
Es wurde Anklage erhoben wegen angeblicher Tätigkeit in einer „unerwünschten Organisation“.
Nach russischem Recht sind solche “unerwünschte Organisationen” ausländische oder internationale gemeinnützige Organisationen, deren Tätigkeit „eine Bedrohung für die Grundlagen der verfassungsmäßigen Ordnung der Russischen Föderation, die Verteidigungsfähigkeit des Landes oder die Staatssicherheit darstellen kann“.
Als unerwünschte Organisationen sind mehr als 145 gelisteten Organisationen inzwischen über 20 betroffene Organisationen aus Deutschland. Sie sind in den Bereichen Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft tätig und bilden damit alle zentralen gesellschaftlichen Tätigkeitsfelder ab.
Am 15. Juli 2022 verurteilte das Gericht Piwowarow zu 4 Jahren Gefängnis.
Piwowarow saß seine Haftstrafe nicht in einer gewöhnlichen Zelle ab, sondern in einem kleinen, separaten Raum, isoliert von den anderen Gefangenen.
„Gefängnis innerhalb des Gefängnisses“.
Kevin Leek
Kevin Leek ist die jüngste Person, die jemals in Russland wegen Landesverrats verurteilt wurde. Kevin besitzt deutsche und russische Staatsbürgerschaft.
Der Vorwurf lautet: Noch vor der russischen Invasion in die Ukraine 2021, soll 16-jährige Kevin angeblich Militäreinheiten in der Stadt Maikop überwacht und heimlich fotografiert haben. Die Bilder soll er im Anschluss an die Vertreter ausländischer Regierungen versendet haben.
Kevin Link wurde in der Stadt Montabaur geboren und lebte dort, bis er 12 Jahre alt war. Nach Russland kam er erst 2017 mit seiner Mutter. Bei der Ausreise nach Deutschland am 28. Dezember 2023 wurde Kevin verhaftet.
https://ben-kurier.de/2024/02/02/18-jaehriger-deutscher-aus-montabaur-zu-vier-jahren-strafkolonie-in-russland-verurteilt/
Patrick Schöbel
Patrick Schöbel, ein 38-jähriger Hamburger, wurde am 16. Januar in Sankt-Petersburg festgenommen.
Der Grund: Zollbeamte fanden sechs Gummibärchen mit Cannabis in seinem Gepäck. Beim Schnelltest wurde Tetrahydrocannabinol (THC) festgestellt.
Schöbel wurde nun in Russland wegen Drogenschmuggels angeklagt. Ihm drohten bis zu sieben Jahre Haft.
German Moyzes
In St. Petersburg wurde der ehemalige Geschäftsführer der Vereinigung der Wander- und Fahrradfreunde „Poshli-poekhali“, der öffentliche Aktivist, Jurist und Geschäftsmann German Moyzhes, festgenommen.
Er, der die doppelte Staatsbürgerschaft Russlands und Deutschlands besitzt, wurde des „Landesverrates“, verdächtigt. Zu diesem Fall gibt es kaum Details: Der Fall wurde offenbar im geschlossenen Modus verhandelt.
Demuri Voronin
Voronin lebt in Deutschland und wurde während eines Besuchs in Russland im Februar 2021 festgenommen und zu 13 Jahren und drei Monaten in einer Strafkolonie mit strengem Regime verurteilt.
Der Politologe Demuri Voronin figuriert in einer der Episoden des Falls des Journalisten Iwan Safronow, der wegen Landesverrats zu 22 Jahren verurteilt wurde.
Iwan Safronow gilt auch als politischer Gefangener.
Laut FSB soll der Journalist ihm angeblich Dateien mit geheimen Informationen über die militärtechnische Zusammenarbeit Russlands mit mehreren Ländern übergeben haben.
Nach Angaben der Verteidigung Safronows hat Voronin zunächst seine Schuld eingestanden, im Gericht jedoch erklärt, dass er den Journalisten falsch belastet hat.
Rico Krieger
Der deutsche Staatsbürger Rico Krieger wurde in Belarus zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde Ende Juni vom Minsker Geschworenengericht gefällt. Krieger, der aus Petershagen bei Berlin stammt, wurde aufgrund mehrerer schwerwiegender Anklagen verurteilt, unter anderem “Söldnertum”. Dies ist der erste bekannte Fall dieser Art in Belarus.
Alsu Kurmasheva
Russisch-amerikanische Journalistin Alsu Kurmasheva zu sechseinhalb Jahren Haft wegen wegen angeblicher Verbreitung von Falschmeldungen über die russische Armee verurteilt.
Alsu Kurmasheva wurde hinter geschlossenen Türen am Freitag in der Stadt Kasan am selben Tag, wie Evan Gershkovich verurteilt.
Alsu Kurmasheva arbeitete in Prag für den tatarisch-baschkirischen Dienst des US-finanzierten Senders Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL).
Im Mai 2023 reiste sie nach Russland, um ihre Mutter in der Republik Tatarstan zu besuchen. Während sie zunächst zu einer Geldstrafe verurteilt wurde und ihre beiden Pässe wegen der Nichtdeklaration ihrer US-Staatsbürgerschaft bei den russischen Behörden beschlagnahmt wurden, folgten bald neue Anklagen, darunter das Versäumnis, sich als „ausländischer Agent“ zu registrieren, und dann auch der Vorwurf der Verbreitung „falscher Informationen“ über das russische Militär.
Grundlage für die Vorwürfe soll das im November 2022 veröffentlichte Buch „Nein zum Krieg. 40 Geschichten von Russen, die sich gegen die Invasion der Ukraine wehren“ sein, an dem Alsu Kurmasheva mitwirkte.
Evan Gershkovich
Evan Gershkovich wegen Spionage zu 16 Jahren verurteilt. Dies ist der erste ausländische Reporter, der seit dem Ende des Kalten Krieges angeklagt und verurteilt wurde.
Evan Gershkovich war eine politische Geisel.
Das Putin-Regime wollte mit dieser Strafe zum einen die wenigen noch im Land verbliebenen ausländischen Journalisten einschüchtern, zum anderen Gershkovich gegen im Ausland verhaftete Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes austauschen.
Paul Whelan
Paul Whelan saß seit 2018 für die angebliche Spionage für die USA im russischen Gefängnis. Der ehemalige US-Marineinfanterist Paul Whelan wurde in Russland wegen Spionage zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt worden.
Lesen Sie im vorherigen Beitrag, wen Russland im Austausch erhalten hat.
Alle Inhalte wurden nach bestem Wissen und Gewissen vom Allianz für ein freiheitlich-demokratisches Russland e.V. für Sie aufbereitet und falls nötig übersetzt.